Umfrage im Messenger
Telegram lässt Nutzer über Datenweitergabe an Behörden abstimmen

30.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:12 Uhr

Mit einer Umfrage zum Thema Datenweitergabe hat der Messenger-Dienst seine deutschen Nutzer am Dienstagmorgen überrascht. −Screenshot: Ober

Von Daniel Ober

Der Messenger-Dienst Telegram hat am Dienstag seine deutschen Nutzer mit einer Umfrage überrascht. Darin fragt das Unternehmen, ob und wann es Nutzerdaten an Behörden weitergeben soll. Millionen Nutzer haben bereits abgestimmt - und sind gemischter Gefühle.



Per Push-Meldung in der Telegram-App kam die Umfrage am Dienstag auf die Smartphones der Nutzer. „Wir, das Telegram-Team, bitten dich uns deine Meinung mitzuteilen, wie die Daten der deutschen Telegram-Nutzer mit den deutschen Behörden, einschließlich der deutschen Polizei (BKA), geteilt werden können (oder nicht)“, schreibt Telegram zur Einleitung der Umfrage.

Nutzer kann zwischen drei Optionen wählen

Weiter klärt Telegram darüber auf, dass die aktuelle Datenschutzerklärung des Messengers es dem Unternehmen erlaube, „IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen auf Anfrage der Regierung, die durch einen Gerichtsbeschluss gestützt wird, offenzulegen“. Mit Hilfe der Umfrage wolle man nun erfahren, ob die Nutzer damit einverstanden sind. Bis zum 5. September, 12 Uhr, können die User an der Umfrage teilnehmen und zwischen diesen vier Antwortmöglichkeiten wählen:

• „OPTION 1: Keine Änderungen. IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen darf Telegram weiterhin nur aufgrund einer Gerichtsentscheidung weitergeben. Diese Option ist bereits in der aktuellen Datenschutzerklärung von Telegram enthalten.“

• „OPTION 2: Auf Anfrage der deutschen Polizeibehörden darf Telegram IP-Adressen und Telefonnummern von Verdächtigen schwerer Straftaten offenlegen, auch wenn diese nicht durch eine Gerichtsentscheidung gestützt ist. Diese Option wäre, sofern sie Zustimmung findet, komplett neu für Telegram und erfordert deswegen eine Änderung unserer Datenschutzerklärung für Nutzer aus Deutschland.“

• „OPTION 3: Unter keinen Umständen darf Telegram Nutzerinformationen weitergeben, inkl. IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen. Wenn diese Option unterstützt wird, ändert Telegram seine Datenstruktur und die Datenschutzerklärung für Nutzer aus Deutschland.“

• „Ich enthalte mich / bin nicht aus Deutschland“

Abstimmungsergebnis für jedermann einsehbar

Besonders interessant: Nachdem man bei der Umfrage abgestimmt hat, erhält man als Nutzer einen Einblick in das bisherige Abstimmungsergebnis. Dieses sah am Dienstagabend gegen 20.45 Uhr bei über 1,68 Millionen abgegebenen Stimmen wie folgt aus: Rund 40 Prozent (ca. 670.000 Stimmen) aller Befragten wählten Option 1, rund 21 Prozent (ca. 346.786 Stimmen) Option 2 und etwa 35 Prozent (ca. 590.000 Stimmen) waren dafür, dass unter gar keinen Umständen Daten weitergegeben werden. Vier Prozent aller Befragten haben sich enthalten.

Unterschiedliche Reaktionen unter den Nutzern

Bei den Nutzern ruft die Umfrage unterschiedliche Reaktionen hervor, die aber großteils eines gemein haben: Irritation. „Telegram macht eine Userbefragung, ob sie sich an geltende Gesetze halten sollen, oder nicht. Morgen gibt es dann die Amazon-Umfrage, ob man Steuern zahlen soll...“, meint beispielsweise User Fabian Schrum. Und auch viele weitere Nutzer sehen die Umfrage durchaus kritisch.











Andere Nutzer fragen sich, wann genau man von einer terroristischen Gruppe spricht, wer Straftäter und wer Terrorist ist oder wie genau eine Straftat definiert wird.





Viele Nutzer lachen auch einfach nur über die Umfrage.





Es gibt aber nicht nur Kritiker, sondern auch Befürworter der Umfrage.





Viele User ziehen anhand des bisherigen Abstimmungsergebnisses auch Rückschlüsse auf die Nutzerschaft von Telegram.